Die regnerische und ungemütliche Wetterlage konnte am Sonntag, dem 21.2.16 zahlreiche Mitglieder und Gäste nicht davon abhalten, der Einladung des OHGV Nordeck Folge zu leisten, an einer kultur-historischen Wanderung durch Nordeck teilzunehmen. So konnte Wanderführer Helmut Rein am frühen Nachmittag am Treffpunkt „Bürgerhaus“ mehr als 20 Wanderfreunde begrüßen und mit ihnen einige kulturell
bedeutsame Örtlichkeiten des Allendorfer Stadtteils aufsuchen.
Zunächst suchte man die ehemaligen Schulgebäude unterhalb des Bürgerhauses auf, wo der Wanderführer von der Entstehung und der Geschichte der beiden Gebäude berichtete, wobei auch die ehemalige „alte“ Schule in der Ortsmitte ( 1976 abgerissen) nicht unerwähnt blieb. Erinnerungen einiger Zuhörer an ihre Schulzeit und an die hier gewirkt habenden Lehrkräfte ergänzten die Ausführungen des Wanderführers, der anschließend von der ehemaligen Wasserversorgung des Ortes, den alten Quellen, Brunnen und dem Bau der Wasserleitung anschaulich berichtete.
Ein kurzer Stop auf dem Wege zur Burg Nordeck galt dem so genannten „McCloy“ – Häuschen“ , einem Gebäude, das auf den gleichnamigen US-Hochkommissar in Deutschland Bezug nimmt, der durch seine Unterstützung dafür gesorgt hatte, dass das Landschulheim Burg Nordeck mit dem Gebäude den benötigten Unterrichtsraum für Physik erhielt.
Unterwegs wies Helmut Rein noch auf verschiedene Wohn- und Funktionsgebäude des ehemaligen Landschulheimes hin, das im vergangenen Jahr seinen Betrieb aus wirtschaftlichen Gründen einstellen musste und jetzt von der „Lebenshilfe“ als betreute Wohngemeinschaft für Jugendliche ohne Unterrichtsangebot weitergeführt wird. Erwähnt wurde, dass das ehemalige Internat und Landschulheim ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für das Dorf gewesen war und hier viele Frauen des Dorf einen Arbeitsplatz gefunden hatten.
Bei einem längeren Aufenthalt im Hof der Burganlage Nordeck erfuhren die Wanderer Wissenswertes über die ehemaligen Geschlechter und Besitzer der Burg, hörten von den “ Nordecker Revolutionären „, die sich gegen die Unterdrückung der Obrigkeit auflehnten und in Folge dessen das Dorf durch Militär besetzt wurde(1848), erfuhren etwas über die Auswanderung der Nordecker und Winnener Familien nach Amerika in der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts sowie den alten Fastnachtsbräuchen , wie sie damals in Nordeck gepflegt wurden.
Nicht unerwähnt blieb auf dem Rundgang auch ein „dunkler Fleck“ in der Geschichte des Dorfes: die Ermordung eines jüdischer Ehepaares gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Nordeck und das fragwürdige Ergebnis des Prozesses in Marburg. In diesem Zusammenhang wurde aber auch das vorbildliche Verhalten des damaligen Bürgermeisters Vogel erwähnt, der sich mit einigen weiteren Bürgern in der „Kristallnacht “ am 9./ 10. November 1938 schützend vor ihre jüdischen Mitbürger stellten, als von Allendorfer Nazis angekündigt worden war, dass in dieser Nacht „etwas passieren“ werde.
Mit einem abschließenden Beisammensein bei Kaffee und Kuchen im Bürgerhaus Nordeck, bei dem in munteren Gesprächen die gewonnenen Eindrücke noch ergänzt und vertieft wurden, endete eine interessante kulturgeschichtliche Wanderung durch das Dorf.(ss)
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