Chronik

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Oberhessischer Gebirgsverein

Der Oberhessische Gebirgsverein wurde am 8. März 1894 als Oberhessischer Touristenverein“ gegründet.
Dem heutigen Leser mutet dieser Name „Oberhessischer Touristenverein“ sicher etwas seltsam an. Da sich nirgends in den Akten ein Hinweis auf die Namensgebung findet, muss er auf andere Weise zu erklären versucht werden.
Als einzig schlüssige Lösung bietet sich die folgende Erklärung an: Marburg war in den Jahren 1821 bis 1867 Hauptstadt der kurhessischen Provinz Oberhessen. Nach dem Deutsch-Österreichischen Krieg wurde diese Verwaltungseinheit durch die Angliederung an Preußen zerschlagen.

Nicht zu verwechseln ist dieses Oberhessen mit dem Oberhessen, das durch den Vogelsberg bestimmt wird und zu Hessen-Darm-stadt gehört hatte, in dem später ebenfalls Zweigvereine des OHGV gegründet wurden. Zu dem kurhessischen Oberhessen gehört nach Information aus dem Marburger Staatsarchiv der Raum, der durch die damaligen Kreise Marburg, Kirchhain, Frankenberg und Ziegenhain gegeben war.
Da dieses Gebiet und der ehemalige Kreis Biedenkopf auch als Aufgabengebiet und Wandergebiet vorge- sehen war, erscheint keine andere Deutung des Namens wahrscheinlich. Gleichzeitig kann man die Namensgebung als eine gewisse nostalgische Vergangenheitsbewahrung verstehen.
Vielleicht war in dieser Verwaltungseinheit ein gewisses Zusammengehörigkeitsgefühl entstanden, und man wollte durch diese Namensgebung das ersetzen, was andere Wandervereine durch Zugehörigkeit zu einem größeren und zusammenhängenden Gebirge wie Rhön, Taunus oder Schwarzwald haben.

Bis zum Jahre 1890 war für die Erschließung unseres an Natur- schönheiten reichen Gebietes nahezu nichts geschehen, während in anderen Gegenden bereits merkliche Aktivitäten zum Tragen gekommen waren. Als Beleg dienen die Gründungsdaten umlie- gender Gebietsvereine.

So wurde unser Dachverband bereits 1883 in Fulda gegründet. Der VHC und der Knüllverein z.B.bestehen bereits rund 10 Jahre länger als der OHGV. Um diese Zeit wan- derte der Hauptlehrer Emil Schneider durch unseren Raum. Er sammelte Stoff für seine geplanten Wanderbücher. Der Verleger und Buchhändler Kraatz in Marburg, der die Wanderbücher von Emil Schneider verlegte, bestärkte Schneider in dem Entschluss einen Verein zu gründen, der sich Wanderaktivitäten auf seine Fahnen schreiben würde. Hilfe suchte und fand man für dieses Unterfangen in Kassel.

Ansprechpartner war der „Geheime Regierungsrat“ Prof. Dr. Melde. In der Septemberausgabe 1893 der Touristischen Mitteilung, die in Kassel erschien, wurde mit Freude auf die Bewegung in Marburg hingewiesen.
Wiederum sah man die Chance, einen weißen Fleck auf der Landkarte, wo es noch keinen Wanderverein gab, mit Leben zu erfüllen.

In Marburg gab es zu dieser Zeit einen Verein zur Hebung des Fremdenverkehrs. Marburg wurde traditionell seit alters her von Fremden besucht.

Marburger_Schloss_024Diesen Besuchern wollte man auf Wanderungen die schöne Umgebung von Marburg näherbringen. Dabei wurden kultu- relle Werte nicht vergessen. Beide Gruppierungen erfuhren von den gleichgerichteten Bemühungen. Man einigte sich darauf, gemeinsam zu handeln, um die Kräfte nicht zu zer- splittern. In den damaligen drei Tageszeitungen der Stadt Marburg wurde ein Aufruf zur Gründung eines Touristenvereins veröffentlicht.

Unterzeichnet war der Aufruf von Prof. Dr. Melde sowie den Marburger Bürgern Binder, ein Kaufmann, dem Oberlehrer Böhmel, den Buchhändlern Kraatz, Eberhardt und Braun, Hauptlehrer Emil Schneider und dem Apotheker Siebert. Eingeladen wurde für den 8. März 1894 in den Höck’schen Saal (Quentin) am Steinweg. Dieser Aufruf fiel auf fruchtbaren Boden.

Etwa 50 Herren aus den verschiedensten Kreisen der Marburger Bevölkerung waren erschienen. Es wurde über die Ziele des neu zu gründenden Vereins gesprochen sowie über die Schönheiten des Vereinsgebietes Vorträge gehalten. Man einigte sich, einen Touristenverein zu gründen. In die ausgelegten Mitgliederlisten trugen sich an diesem Abend 46 Herren ein, so dass fast alle Teilnehmer an der Versammlung zu dem neuen Verein fanden. Man kann mit Fug und Recht sagen, dass der 8. März 1894 der Gründungstag des Oberhessischen Gebirgsvereins ist.

Am selben Abend noch wurde bereits ein Vorstand gewählt. Vorsitzender wurde der Oberlehrer Lange, dem ein voll handlungsfähiger Vorstand zur Seite stand.

Man beschloss, an ver- schiedenen Stellen der Stadt Listen auszulegen, in die sich weitere neue Mitglieder eintragen sollten. Auch der Jahres- beitrag wurde mit 1 Mark bereits festgesetzt. Für den 20. März berief man eine Hauptver- sammlung ein. Die Marburger berichtete freundlich über dieses Ereignis: „Wohl selten ist in unserer Stadt ein neuer Verein so freudig begrüßt worden, als der gestern Abend gegründete Oberhessische Touristenverein.

Bis zur Hauptversammlung am 20.März 1894 hatte sich die Mitgliederzahl bereits auf 140 erhöht. In nur 12 Tagen hatte der junge Verein seine Mitglie- derzahl verdreifachen können. Man beschäftigte sich mit Satzungsfragen, kam aber zu dem Ergebnis, erst neue Zweig- vereine zu gründen, um mit diesen gemeinsam eine Satzung zu erarbeiten. Der junge Verein betrachtete sich also von Beginn an als Keimzelle eines größeren Verbandes. Es wird berichtet, dass lebhaft darüber gesprochen wurde, ob der Name „Touristen- verein“ durch das deutsche Wort „Wanderverein“ ersetzt werden solle. Es blieb aber bei der ursprünglichen Bezeichnung. Unstrittig war wohl der Begriff „Oberhessen“.

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